Zu Besuch bei Fred und Wilma

Veröffentlicht in: Uncategorized | 3

Sturmfluten haben nichts Gutes zu bedeuten und richten in der Regel nur viel Schaden an. So auch der gewaltige Sturm, der im Jahr 1850 über Schottland hinweggefegt ist und mehr als 200 Todesopfer gefordert hat. Auch auf Orkney haben die Fluten katastrophale Auswirkungen gehabt. Ein Teil der Dünen in der Skaill Bay wurde dabei weggerissen. Aus heutiger Sicht ein Glücksfall!

Bei der anschließenden Schadensbesichtigung machte der damalige Landeigentümer Graham Watt, 7th Laird of Skaill eine interessante Entdeckung: In den aufgewühlten Sandmassen waren Reste von Mauern und Gebäuden zu sehen von denen man nie etwas geahnt hatte.

Gutsherr Watt machte sich höchstpersönlich an die Freilegung und förderte innerhalb der nächsten 16 Jahre vier sehr gut erhaltene Gebäudereste aus früheren Zeiten zu Tage. Und jede Menge Fundstücke vergangener Zivilisation buddelte er aus. Die präsentierte er stolz in seinem eigenen Haus. Wie in einem Museum. Um 1930 aber ging der größte Teil der Sammlung wegen der mittlerweile erkannten Bedeutung in ein Museum nach Edinburgh über.

Ein Teil davon ist noch im Skaill House geblieben und zu besichtigen. Und darüber, wie auch über den Entdecker von Skara Brae lässt sich dort einiges erfahren.

Mit weiteren Ausgrabungstätigkeiten beeilten sich später renommierte Wissenschaftler noch einmal weil die Fundstelle erneut durch Sturmfluten bedroht war. Das war im Jahr 1924 und man war sich der Größenordnung weiterer Funde zunehmend bewusst.

Zunächst wurde die entdeckte Siedlung fälschlicherweise historisch den Pikten zugeschrieben, also in die späte Bronzezeit datiert.
Dank der später entwickelten Radiokarbonmethode konnte man aber in den 1970er Jahren eine genaue Altersbestimmung durchführen. Und da war das Staunen groß! Nun war klar: Schon bevor die Ägypter ihre Pyramiden hochgezogen haben und im heutigen Süd-England Stonehenge errichtet wurde hat man hier vor über 5.000 Jahren an der Bay of Skaill eine Reihenhaus-Siedlung gebaut.

Skara Brae war nach ihrer Nutzung vier Jahrtausende von Sand bedeckt und deshalb auf wundersame Weise konserviert.
Die reichhaltigen Funde wie z.B. Knochen, – von Menschen und Tieren-, Fragmente von Gefäßen und deren Inhalte, Werkzeuge aus Stein, usw., lassen erfahrene Historiker zu interessanten Rückschlüssen auf das Leben der damaligen Bewohner verleiten.
Man geht davon aus, die Menschen haben damals in einer gut funktionierenden sozialen Gemeinschaft ohne Hierarchien gelebt.
Die Wohneinheiten sind alle gleich groß. Und die Inneneinrichtungen in allen 10 Häusern beinahe identisch: Einbauschränke, Sitzgelegenheiten, Bettstätten, Feuerstellen, wie bei den Geröllheimern, alles aus Stein! 

Eines der Gebäude unterscheidet sich deutlich von allen anderen. Man hat darin jede Menge Abfall von der Werkzeugherstellung gefunden. Kein Bett, Kein Schrank. Das muss eine Werkstatt gewesen sein.

Über einen Zeitraum von ca. 600 Jahren mit Unterbrechung war Skara Brae bewohnt. Eine schlüssige Erklärung, warum danach, also vor ca. 4.000 Jahren die Steinzeitsiedlung aufgegeben wurde gibt es jedoch noch nicht. 
Vielleicht wurde man den ständigen Sandstürmen nicht mehr Herr? Eventuell hat auch ein Virus die gesamte Gemeinde dahingerafft? Oder den jüngeren Generationen wurde diese Lebensweise zu eng und man war mehr auf Individualität aus in einem frei wählbaren Lebensraum mit Erweiterungsmöglichkeiten? Auch nachvollziehbar!

Skara Brae gehört zu den umfassendsten und best erhaltenden Steinzeitrelikten in ganz Europa. 1999 wurde es zum Weltkulturerbe erklärt und wird jedes Jahr von weit über 100.000 Menschen besucht. Wo die alle herkommen? Neben den vielen Touristen, die per Fähre mit eigenen Fahrzeugen auf die Inseln kommen, verdoppelt sich beinahe an ca. 170 Tagen im Jahr die Anzahl der Menschen auf Orkney durch die Kreuzfahrtbesucher.

Damit niemand in die Versuchung gerät und durch die originalen Wohnstätten latscht, hat man eine Einheit originalgetreu nachgebaut und darin steinzeitliches Leben simuliert. Die echten Steinzeithäuser darf man zwar nicht betreten, sind aber durch einen oberhalb verlaufenden Rundweg gut zu besichtigen.

-> www.orkney.com/listings/skara-brae-skaill-house

Folge uns Mario:

Neueste Beiträge von

3 Antworten

  1. Beate Wessendorf
    Lieber Mario, das klingt ja total faszinierend. 4000 Jahre, was für eine Zahl? Deine Reise ist ein wahres Abenteuer und deine Berichte sind wirklich lesenswert. 😃👍 Dir noch weiterhin viel Spaß viele interessante Ziele. Liebe Grüße, Beate
  2. Elke
    Hi Mario, das klingt ja total interessant und spannend, das würde ich mir auch gerne Mal anschauen. Und unglaublich, vor 5000 Jahren! Schade, dass es so weit weg ist. Ich wünsche dir eine super schöne Zeit mit Familie Feuerstein, und weitere spannende Eindrücke. Liebe Grüße, Elke

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert