Der historische Landschaftsgarten Stowe liegt in der Nähe des gleichnamigen Dörfchens südlich von London unweit der Stadt Buckingham. Umgeben von einem formvollendeten Landschaftspark steht das Stowe House, einst der Hauptsitz der einflussreichen englischen Familie Temple Grenville. Was im 16. Jahrhundert mit einer einfachen Schafsfarm begann wurde immer mal wieder umgebaut und erweitert und verfügt heute so ungefähr über 400 Zimmer und glänzt mit einer imposanten 300 Meter langen Gebäudefront. Mit der Schafzucht ist die Gründerfamilie zu immens großem Wohlstand gekommen. Es habe Zeiten gegeben, da soll sie reicher als die Königsfamilie daselbst gewesen. – So sagt man.
Die Gartenanlage rund um das Anwesen kam im 18. Jahrhundert dazu. Bewohner des angrenzenden Dorfes mussten dafür weichen, ihre Häuser wurden dafür abgerissen. Und heute ist nichts mehr davon zu sehen. Dafür verschönern nun antike Tempel, Seen, Brücken und Statuen nach einer gewissen Symmetrie das Landschaftsbild.
Die Anlage gilt als eine der schönsten unter den englischen Landschaftsgärten des 18. Jahrhunderts und hat sich sehr wohl das Prädikat „majestätisch“ verdient. Nicht zuletzt weil neben renommierten Gartenarchitekten der ehemalige Gärtner des britischen Königshauses, Charles Bridgeman, an der Entstehung beteiligt war.
Mittlerweile steht der gesamte Landsitz unter Denkmalschutz. Und alles, was dort grünt, wächst und gedeiht unter den Fittichen des National Trusts. Das Hauptgebäude aber ist Eigentum der Stowe School, ein privates Internat, das junge Menschen zwischen 13 und 18 Jahren auf „Oxbridge“ vorbereitet. Es gilt als die landesweit erste „Boarding-School“, in der die Schülerinnen und Schüler für die Aufnahme in einer der unzähligen Universitäten in Oxford oder Cambridge fit gemacht werden.
Prominente Absolventen dieser Bildungseinrichtung sind beispielsweise der Virgin Group-Gründer Richard Branson, Schauspieler David Niven, Prince of Monaco Rainier III, oder der Erfinder von Winnie the Pooh, Christopher Robin Milne.
Man rühmt sich mit einer vorurteilsfreien Aufnahme von Bewerbern jeglicher sozialen, religiösen und nationalen Herkunft. Gleichzeitig aber wird verkündet, dass die meisten Absolventen britisch sind. – Das lässt sich jedenfalls der schuleigenen Website entnehmen. Die Anzahl der ausländischen Mitschüler übersteige insgesamt nicht einmal 10% Prozent. – Und man muss auch kein Rechenkünstler sein, um zu verstehen, ob die soziale Herkunft am Ende nicht doch noch ein Rolle spielt, wirft man einen Blick auf das geforderte Schulgeld -> www.stowe.co.uk/school
Ich hätte mir gern die Lehranstalt von innen angesehen, verspricht sie doch schon von außen betrachtet eine gewisse Extravaganz. Aber, – schlechtes Timing -, nur zu unterrichtsfreien Zeiten ist der Eintritt gegen Entgelt für Interessierte möglich. Heute aber findet Unterricht statt. So gebe ich mich mit dem Gang über den „Pausenhof“ zufrieden. Ein Landschaftspark, gute 26 Hektar groß. Wer sich darin verläuft taucht frühestens erst am nächsten Schultag wieder auf. Aber eigentlich unmöglich, denn das Stowe House thront mittendrin auf einer Anhöhe und ist auch aus der Distanz immer wieder mal über verschiedene Sichtachsen auszumachen. Das, was die Landschaftsarchitekten schon damals beabsichtigt haben funktioniert auch heute noch. Sich in der Weite und Schönheit des Parks verlieren und passend zum Diner oder zur nächsten Unterrichtseinheit zurückzufinden.
Von einer Schulglocke war übrigens nichts zu hören. Hätte auch nicht hineingepasst in die Stille und Ruhe dieser majestätischen Oase.
Nici