Plenty Shades of Green

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Das Naturreservat Glen Affric in den Northwest Highlands liegt nicht weit entfernt von der breiten und gutausgebauten Hauptverkehrsader des schottischen Hochtourismus. Dort schlängeln sich tageintagaus massenhaft Touristen in ihren PKW, Wohnmobilen und Bussen wie ein Lindwurm. Immer längs der Westseite des Loch Ness. Wer nicht am Steuer sitzt hat den Blick zum See gerichtet. Denn wer das sagenumwobene Ungeheuer entdeckt geht mit in die Geschichte ein.

Gleich hinter der nächsten Bergkette parallel zum „Nessie-Highway“ führt von Norden nach Süden eine ca. 30 Kilometer lange Straße durch ein Tal entlang des Loch Beinn d’ Mheadhein. Dieser See bekommt sein Wasser wie auch der etwas höher liegende Loch Affric aus dem River Affric.

Dreißig Kilometer schmale Single-Track Road führen dort hin. Und dann auch noch als Sackgasse. Zwei Gründe, warum eines der schönsten Täler in Schottland noch vom Massentourismus verschont geblieben ist.

Auf der Fahrt ist man versucht, hinter jeder Kurve anzuhalten. Ausblicke in ungezähmte bewaldete Schluchten verleiten dazu. Tiefe Einblicke in mystische Wälder, von unten bis oben bemoost, benadelt und belaubt in sämtlichen Grünschattierungen. Nach jeder ausblickverheißenden Kurve auf diesen engen Straßen kommt gleich die nächste unübersichtliche Biegung. Wieder ohne Möglichkeit auch mal anhalten zu können. – Man hat eben beim Bau dieses einspurigen Weges der Natur möglichst wenig wegnehmen wollen.
Mit Gegenverkehr muss man immer rechnen, auch bei dem äußerst geringen Verkehrsaufkommen.
Dabei sind Parkplätze auf der über zwanzig Kilometer langen Strecke an nur einer Hand abzuzählen. Die finden  sich dafür aber in exponierten Lagen. Und dort kann man sich dann auf den Weg machen und sich mit Hingabe den reichlich schönen Aussichten widmen.

Bei den Wanderrouten ist für jeden etwas dabei. Kurz mal zum Wasserfall, zum hochgelegenen Aussichtspunkt, oder aber ganztägige Touren mit Erschöpfungsgarantie.

Gleich aus mehreren Gründen wird dringend empfohlen auf den ausgewiesenen Wegen zu bleiben. Glen Affric ist ein Naturreservat. Das möchte man bewahren. Aber auch der „Naturfreund“ mit dem Hang zu einer individuellen Wegeführung soll geschützt werden. Die Landschaft bietet sich nicht an für Querfeldein. Und der Moosteppich ist lange nicht so gut begehbar wie er schön aussieht. Wer sich dann auch noch verirrt kann sich nicht einmal mehr auf sein smartes Telefon verlassen. Kein Signal! Und, – Glen Affric ist weitgehend unbewohnt! Lediglich am Loch Affric befindet sich eine sogenannte Jagdlodge, das noble Glen Affric Estate. -> www.glenaffricestate.com Und im oberen Tal liegt die nur zu Fuß erreichbare Jugendherberge Alltbeithe. Wer einen Pub oder ein Cafè erwartet wird enttäuscht und sollte sich besser vorher schon mit Verpflegung eingedeckt haben. Hier zählt nur die Natur!

Im Glen Affric gibt es einen der größten verbliebenen Bestände an Scots Pines (Waldkiefern) in Schottland. Unter den mittlerweile selten gewordenen Bäume befinden sich Exemplare, die bereits über 300 Jahre alt sind. Das Gebiet ist daher seit 2001 als Naturreservat unter Schutz gestellt.
Wie in anderen Ländern Europas wurden auch dort zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Ziel einer schnelleren und höheren Produktionsrate fremde Baumsorten gepflanzt, wie z.B. die Sitka Fichte oder die amerikanisch Kiefer. Seit der Übernahme durch die Forestry Commission im Jahr 2001 wird aber wieder auf die Pflege der einheimischen Baumarten Wert gelegt. Und es bedeutet große Anstrengungen, in der zum Teil schwer zugänglichen Landschaft sich der Fremdlinge und ihren Aussaaten zu entledigen. Man schützt also diese letzten Bäume nicht nur, sondern kümmert sich auch darum, dass sie sich wieder verbreiten. Geschätzte acht Millionen Bäume der Schottischen Waldkiefern sind über die Zeit wieder gepflanzt worden.

Geduldet wird aber ein nichtheimischer Bestand an Douglasien, die bei den imposanten Wasserfällen, den Plodda Falls, gewachsen sind. Bis zu 60 Meter hoch sind die Baumriesen und gehören somit zu den höchsten Bäumen in Schottland.

Nach vielen Reisen durch das grünverwöhnte Schottland habe ich mit dem abgeschiedenen Tal des River Affric ein weiteres Highlight entdeckt. Und mir ist fast so, als gäbe es hier neue, bisher unbekannte Nuancen der Farbe Grün.

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2 Antworten

  1. Nici
    Was für schöne Bilder, scheinbar unberührte Landschaften, Naturmomente pur – klasse. Sie können eigentlich direkt in deine Forrest-Serie Einzug halten, eine schöne Erweiterung …….. :))

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